Auferstanden Von Den Toten by Martha Grimes

Auferstanden Von Den Toten by Martha Grimes

Autor:Martha Grimes [Grimes, Martha]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442464449
Herausgeber: Goldmann Wilhelm
veröffentlicht: 2006-01-02T00:00:00+00:00


33

Es war - selbst für Januar - ein trüber Tag. Er traf genau Vernons Stimmung, der gerade den Telefonhörer aufgelegt hatte und vor dem großen Bürofenster mit der Aussicht auf die Paulskathedrale stand oder wenigstens auf deren Turm. Mittlerweile drängten sich zu viele Gebäude in der City und verschandelten einige der schönsten Londoner Stadtbilder. Vernon konnte seine Gedanken nicht sehr lange darauf oder auf sonst etwas konzentrieren. Das Gespräch mit Leon Stone hatte ihm gar nicht gefallen.

»Ohne irgendwelche neuen Beweise oder Informationen bin ich am Ende meines Lateins.« Pause. »Vernon, ich weiß, Sie wollen das nicht hören, aber ich glaube wirklich, Nell Ryder ist tot.«

»Nein, ist sie nicht.«

»Das ist Wunschdenken.«

»Nein, ist es nicht. Wunschdenken ist zu meinen, man könnte zehntausend Anteile von British Telecom blanko verkaufen und einen riesigen Spekulationsgewinn einstreichen. Das ist Wunschdenken.«

Leon Stone seufzte. »Ich fühle mich nicht gut dabei, weiter Geld von Ihnen zu nehmen.«

»Das habe ich ja noch von niemandem gehört.« Vernon hatte ziemlich freudlos gelacht. Dann hatte er aufgelegt.

Er wollte, dass Leon Stone irgendwie teilweise noch daran glaubte, dass Nell am Leben war. Arthur glaubte es nicht, da war Vernon sich sicher - nicht mehr. Er stand am Fenster und dachte noch einmal genau über ihr Verschwinden nach. Das Problem war, dass seine Gedanken sich immer in den gleichen Bahnen bewegten. Er wünschte, sie würden entgleisen, sich ein wenig aufrütteln.

Das Einzige, was neu auf der Bildfläche erschienen war, war dieser Superintendent Jury. Schien ein kluger Kopf zu sein, vielleicht fiel dem etwas ein. Vernon wirbelte seinen Stuhl herum und setzte sich, ging auf der gleichen Gedankenspur noch einmal alles durch. Sitz hier nicht rum und grüble, Menschenskind. Nicht grübeln.

»Wollen Sie einen Ploughman's Lunch?« Samantha steckte verstohlen den Kopf zur Tür herein.

Die Tür stand zwar immer offen, doch gefiel ihr anscheinend diese Heimlichtuerei.

Er drehte sich um. »Nein danke.«

»Daph und Bobby bringe ich auch was. Wirklich nicht?«

»Wirklich nicht. Es schüttet übrigens wie aus Kübeln.«

»Es schüttet doch immer wie aus Kübeln. Bis später.«

Er nahm an, dass sie hinausging. Hören konnte er es nicht, denn der Teppichboden im Vorzimmer war so dick, dass man dort eine ganze Elefantenherde hinstellen könnte und nichts hören würde.

»Bye«, sagte er ins Leere, während er auf seinen Fernsehschirmen die Aktienberichte auf CNN und BBC betrachtete. Er stellte den Ton leiser, verfolgte ein paar Minuten die eingeblendeten, aktuellen Kursdaten. Dann stand er auf, griff nach seinem Laptop, sah nach, was dort stand, blickte vom Laptop zum Desktop: Viel war nicht los.

»Vernon.«

Vernon sah über die Schulter und erstarrte. Er ließ den Laptop fallen, der Schmerz, den er verspürte, erinnerte ihn vage daran, dass man sich keine schweren Gegenstände auf den Fuß fallen lassen konnte, ohne es zu fühlen.

»Vernon«, sagte Nell, »ich brauche deine Hilfe.«

LOVE WALKED IN



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